Die ayurvedische Ernährung
Ayurveda, die 5.000 Jahre alte Medizin Indiens, beinhaltet ein komplettes System für die Ernährung. Es basiert darauf, dass die Speisen individuell zusammen gestellt und gut verträglich sind.
Mit viel Gespür für die intelligente Verwendung aller Schätze der Natur berücksichtigt ein ayurvedischer Speiseplan die physischen und mentalen Bedürfnisse des Einzelnen. Dadurch schenken Nahrungsmittel nicht nur wertvolle Vitalenergie, sondern auch physische Gesundheit, eine zufriedene Seele und einen klaren Geist.
In der Ayurveda-Ernährung vereint sich wirkungsvolle Ernährungstherapie mit kreativer Kochkunst. Frische Lebensmittel werden passend zum Konstitutionstyp sowie zu den Tages- und Jahreszeiten ausgewählt und so auf den individuellen Stoffwechsel ausgerichtet.
Ayurvedische Kräuter und Gewürze verleihen den zubereiteten Speisen Vielfalt im Geschmack und wirken positiv auf den menschlichen Organismus ein.
Merkmale der ayurvedischen Ernährung
Die Ayurveda-Ernährung ist typgerecht.
Ein Ayurveda-Ernährungsberater spricht Empfehlungen aus, die sich nach der individuellen Konstitution und ihren Störungen richtet.
Die ayurvedische Ernährung differenziert zwischen geistigen, emotionalen und körperlichen Wirkungsweisen.
Der Speiseplan wird je nach den individuellen Bedürfnissen auf die Erneuerung der Körpergewebe, zur Heilung, zum Glücklichsein oder auf die persönliche Entwicklung abgestimmt.
Die ayurvedische Ernährung ist alltagsgerecht.
Entsprechend des Lebensstils werden die Regeln und einfachen Kochrezepte individuell angepasst.
Die Zyklen des Lebens werden berücksichtigt.
Die Auswahl und Zubereitung von Nahrungsmitteln entspricht den Lebensphasen, Jahres- und Tageszeiten.
Ayurvedisches Kochen ist undogmatisch und phantasievoll.
Die Nahrung wird je nach individuellem Geschmack und Kulturkreis anders zubereitet, so dass sie wohlschmeckend und sinnlich erfüllend ist.
Die ayurvedische Ernährung ist Medizin.
Entsprechend des Gesundheitszustandes können spezielle Diäten und Kuren den Heilprozess fördern.
10 Grundregeln der Ayurveda-Ernährung
Neben einem großen Katalog zum individuellen Konstitutions- und Stoffwechselausgleich gibt es im Ayurveda auch einige Grundregeln, die jeder Mensch in seiner Ernährung berücksichtigen sollte, wenn er seine Gesundheit fördern und seine Leistungsfähigkeit steigern möchte. Die folgenden Ernährungsregeln helfen, das individuelle Dosha-Gleichgewicht immer wieder auszubalancieren und die Verdauungsvorgänge zu optimieren. Sie lassen sich in den täglichen Speiseplan integrieren und können auch gezielt im Rahmen einer ernährungstherapeutischen Diät eingesetzt werden.
1. Die richtige Menge
Essen Sie in Maßen, denn sowohl zu viel als auch zu wenig Nahrung führen zu Störungen. Dazu vierteln Sie das Fassungsvermögen Ihres Magens in Ihrer Vorstellung: Zwei Teile sind für feste und ein Teil für flüssige Nahrung (wie Getränke oder Suppen) gedacht; der vierte Teil sollte frei bleiben, damit die Verdauungsfunktionen nicht gestört werden.
2. Zu den Mahlzeiten nicht trinken
Um das Verdauungsfeuer nicht zu löschen, sollte man eine bis anderthalb Stunden vor und nach dem Essen nichts trinken. Zum Essen hat sich das schluckweise Trinken von einem Glas heißen Wassers jedoch als verdauungsfördernd erwiesen. Ausnahmen vor dem Essen bilden auch verdauungsanregende Tees. Für die allgemeine Flüssigkeitsaufnahme sind warmes Leitungs- oder stilles Mineralwasser und Kräutertees am besten geeignet.
3. Hochwertige Nahrungsmittel essen
Ihre Nahrung sollte stets rein sein, d.h. hochwertig, frisch und mit Liebe zubereitet. Die beste Qualität bieten Eigenanbau und Bioläden, da hier die Produkte so wenig wie möglich mit Düngemitteln, Insektiziden, Konservierungsmitteln und Schadstoffen belastet sind. Zudem sollte man Nahrung aus der näheren Umgebung und Güter der Saison bevorzugen.
4. Gekochte und selbst zubereite Mahlzeiten bevorzugen
Kochen Sie möglichst selbst und essen Sie warme Mahlzeiten. Warme Speisen regen die Verdauung und den Stoffwechsel an. Selbst Schwerverdauliches kann dann besser aufgespaltet und verwertet werden. Mindestens sollten die Hauptmahlzeiten (Mittag- und Abendessen) warm zubereitet sein.
5. Individualität in Nahrungsauswahl und Zubereitung
Bedenken Sie bei der Wahl der Nahrungsmittel Ihre persönlichen Vorlieben und Verträglichkeiten, d.h. ihre Konstitution (Prakriti) sowie ihre gegenwärtigen Gesundheitsstörungen (Vikriti).
6. In Ruhe essen und gut kauen
Essen Sie in Ruhe, jedoch nicht zu langsam. Kauen Sie die Nahrung gut durch und schenken Sie dem Genuss beim Essen Ihre volle Aufmerksamkeit. Sie nehmen dadurch Magen und Darm eine Menge Arbeit ab.
7. In angenehmer Atmosphäre essen
Essen Sie an einem geeigneten Ort, der mit Dingen versehen ist, die bei Ihnen Wohlbefinden hervorrufen. Die psychische Komponente ist bei der Nahrungsaufnahme sehr wichtig. Seien Sie mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit beim Essen. Wenn Sie viel reden, nebenbei lesen oder fernsehen, schmälern Sie Ihren Genuss, beeinträchtigen die Verdauung und auf lange Sicht Ihre Gesundheit.
8. Regelmäßig essen und Zwischenmahlzeiten vermeiden
Essen Sie regelmäßig und vermeiden Sie unkontrollierte Zwischenmahlzeiten. Am besten ist es, erst wieder zu essen, wenn die vorangegangene Mahlzeit verdaut ist. Nur so werden die Verdauungs- und Stoffwechselprozesse nicht belastet. Deswegen sollten Sie viele Mahlzeiten und häufige Snacks vermeiden. Drei Mahlzeiten sind die Regel. Die Nahrung, die Sie morgens und mittags zu sich nehmen, sollte am Abend verdaut sein und das Abendessen am nächsten Morgen.
- Morgens haben wir eine träge Verdauungsfunktionen: kleines und leichtes Frühstück
- Mittags ist die Verdauungskraft am stärksten: Hauptmahlzeit
- Abends ca. drei Stunden vor dem Schlafengehen essen: leichte, warme Mahlzeit
Auf keinen Fall abends Nahrungsmittel einnehmen, die die Transportfunktionen (Srotas) beeinträchtigen wie Käse, Joghurt und säuerliche Speisen.
9. Auf den ausgewogen Geschmack achten
Im Ayurveda gilt eine Mahlzeit als ausgewogen, die alle sechs Geschmacksrichtungen enthält. Idealerweise nimmt man diese in folgender Reihenfolge zu sich: süß, sauer, salzig, scharf, bitter, herb. Dies entspräche den Phasen der Verdauung. Das Kochen mit Ghee (Butterfett) intensiviert den Geschmack und fördert die Verdauung.
10. Auf die richtigen Kombinationen achten
Die lange Erfahrung des Ayurveda hat gezeigt, dass gewisse Nahrungsmittel nicht kombiniert werden sollten. Im Ayurveda werden diese „falschen Kombinationen“ immer wieder als Ursachen verschiedenster Erkrankungen angesehen. Sie behindern die Transportfunktionen und „verunreinigen” das Blut, was zum Beispiel die Hauptursache vieler Hautkrankheiten ist.
- Milch niemals gemeinsam (also zur gleichen Mahlzeit) mit Saurem und Salzigem, Fleisch, Fisch, Knoblauch, Rettich, Granatäpfeln, Blattgemüse, Senf, Sesamsamen, Basilikum oder Bananen einnehmen.
- Milchfreundlich sind hingegen: Mango, Weintrauben, Honig, Ghee, Butter, Ingwer, Pfeffer, Zucker, Reisflocken, Gerste und die Amla-Frucht (Emblica officinalis). Fleisch sollte nicht mit Honig, Sesam, Milch, Rettich, Zucherrohrprodukten oder Sprossen kombiniert werden, denn dies würde zu verschiedenen Nervenstörungen führen. Fisch nicht mit Banane, Milch, Joghurt und Buttermilch kombinieren.
- Frische Früchte am besten nicht mit gekochten Speisen kombinieren.
- Saure Früchte nicht mit Joghurt oder Käse zusammen essen.
Erkennen Sie Ihren Ayurveda-Ernährungstyp
Fragebogen zur Typbestimmung
1. Vata, Pitta oder Kapha?
Entscheidend für die typgerechte Ernährung ist der Jetzt-Zustand (Vikriti) der Doshas, der durch die richtige Auswahl und Zubereitung der Nahrung in Balance gebracht wird. Nach dem Prinzip „Gegensätze gleichen sich aus“ sollte die tägliche Ernährung immer der Besänftigung von ausgeprägten Eigenschaften dienen.
Sind die in der Tabelle aufgeführten Qualitäten auf körperlicher oder mentaler Ebene stark ausgeprägt, so zeigen sie das Ungleichgewicht von einem oder mehrerer Doshas an. Diese können mit Speisen gegensätzlicher Qualität ausgeglichen werden.
Vata |
Pitta |
Kapha |
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___ Anzahl Vata-Eigenschaften | ___ Anzahl Pitta-Eigenschaften |
___ Anzahl Kapha-Eigenschaften |
2. Appetit und Verdauungskapazität
Der Leitsatz der ayurvedischen Ernährung lautet „Du bist, was du verdaust“. Entsprechend der typgerechten Stoffwechselqualität (Agni) achtet die typgerechte Ernährung auf die richtige Menge, Nahrungsmittelauswahl und Gewürze während der Mahlzeiten.
Vata |
Pitta |
Kapha |
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___ Anzahl Vata-Eigenschaften | ___ Anzahl Pitta-Eigenschaften |
___ Anzahl Kapha-Eigenschaften |
3. Dosha-Störungen und Krankheitsneigungen
Für welche Beschwerden sind Sie besonders anfällig? Hier können Sie mit einer typgerechten Ernährung direkt gegensteuern.
Vata |
Pitta |
Kapha |
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___ Anzahl Vata-Eigenschaften | ___ Anzahl Pitta-Eigenschaften |
___ Anzahl Kapha-Eigenschaften |
Auswertung
Zählen Sie die Kreuze zusammen. Haben Sie auffällig viele Qualitäten bei einem oder zwei Doshas angekreuzt, so sollten Sie die nachstehenden Tipps berücksichtigen.
Ernährungstipps für jede Konstitution
Ernährung zum Vata-Ausgleich
- Essen Sie drei warme und gekochte Speisen am Tag, gerne auch als Eintopfgerichte zubereitet.
- Bevorzugen Sie warme, gekochte, aufbauende und leicht verdauliche Nahrungsmittel mit süßer Geschmackskomponente. Besonders gut verträglich sind: Wurzelgemüse, Nüsse, Getreideflocken, Kompott aus süßen Früchten, Butter und Sahne.
- Genießen Sie schwerverdauliche Speisen – wie Rohkost, Kohlgemüse, Hülsenfrüchte – nur in kleinen Mengen.
- Kochen Sie mit verdauungsfördernden Gewürzen wie Ingwer, Kreuzkümmel, Hing (Asafötida), Fenchel, Zimt und Anis.
- Essen Sie regelmäßig und in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre.
- Bevorzugen Sie warme Getränke und trinken Sie am Vormittag 1-2 Tassen warmes Ingwerwasser.
Ernährung zum Pitta-Ausgleich
- Nehmen Sie die Hauptmahlzeit am Mittag ein, wenn das Verdauungsfeuer (Agni) am höchsten brennt.
- Meiden Sie möglichst saure, scharfe und erhitzende Nahrungsmittel, wie Zitrusfrüchte, saure Beeren, Essig, Tomaten, Salz, Alkohol, rotes Fleisch, saure Milchproduke und scharfe Gewürze.
- Bevorzugen Sie alle süßen und bitteren Gemüse - wie Blattgemüse, Wurzelgemüse - und essen Sie jeden Tag eine große Portion Salat und/oder Rohkost.
- Viel Sport und Bewegung helfen beim körperlichen und mentalen „Druckablassen“.
- Kochen Sie mit Gewürzen, die das Verdauungsfeuer ausgleichen, wie Kurkuma, Koriander, Fenchel, Kardamom und frischen Gartenkräutern.
Ernährung zum Kapha-Ausgleich
- Überladen Sie Ihren Magen nicht und vermeiden Sie Zwischenmahlzeiten.
- Essen Sie am Abend nicht zu spät und meiden Sie alle kalten, rohen, schweren und schleimigen Speisen, wie Käse, Rohkost, Fleisch oder Milchprodukte. Optimal sind eine Suppe oder Eintöpfe.
- Regen Sie das Verdauungsfeuer mit scharfen Gewürzen und bitteren Kräutern an: Chili, Pfeffer, Ingwer, Kresse und Schnittlauch eignen sich dafür.
- Achten Sie auf regelmäßige Bewegung und sportliche Betätigung an der frischen Luft, um den Stoffwechsel anzukurbeln und mehr Leichtigkeit zu gewinnen.
- Trinken Sie am Morgen 1-2 Tassen heißes Wasser oder Ingwerwasser mit etwas Honig.